- Das Meer fotografieren
- Das Licht fotografieren
- Starke Kontraste
- Die Ausrüstung
Fotografieren am Meer ist sehr beliebt und das völlig zu Recht, denn wo sonst denkt man mehr an Urlaub, Erholung und Entspannung als am Meer? Nun gilt es genau diese Stimmung im Bild zu
transportieren und das ist nicht immer ganz einfach. Viele Begleiterscheinungen wie z.B. das Meeresrauschen oder die Gerüche des Meeres sind später beim Betrachten der Fotos nicht mehr vorhanden
und so lautet die Aufgabe, die visuellen Erlebnisse beim Fotografieren besonders gut in Szene zu setzen.
Was ist also zu tun? Es gibt eine ganze Menge Aspekte die zu berücksichtigen sind und die einem helfen ein Bild vom Meer gezielt zu gestalten. Ein wichtiger Punkt ist die
Positionierung der Horizontlinie. Wenn man jetzt von der klassischen Lehre ausgeht, so sollte der Horizont im
"goldenen Schnitt" oder auch an Hand der Drittel-Regel platziert
werden. Hierbei teilt man das Bild gedanklich durch je zwei horizontale und zwei vertikale Linien mit jeweils den gleichen Abständen. Dann sollte man das Hauptmotiv an den Schnittpunkten bzw.
an den virtuellen Linien platziert werden. Soweit zur Theorie und im Kern ist an dieser Grundsatzregel der Bildgestaltung auch nichts auszusetzen. Um noch mehr Spannung im Bild zu produzieren weiche
ich allerdings häufig von der Drittel-Regel leicht ab. Anfängern würde ich dennoch raten, sich zunächst an diese Regel der Bildgestaltung stark zu orientieren. Gerade bei Meerbildern ist es so gut wie
immer unvorteilhaft, wenn der Horizont das Bild genau in der Mitte teilt oder wenn für den Himmel nur ein ganz kleiner, schmaler Streifen im Bild übrig bleibt. Im Zweifel ist man mit der
"Drittel-Regel" also recht gut bedient. Die Entscheidung wo nun der Horizont platziert werden soll, sollte natürlich nicht willkürlich getroffen werden. Es beginnt also die erste
Auseinandersetzung mit dem Bild, denn nun muss man sich entscheiden, ob nun der Himmel oder die Erde bzw. das Meer die größere Gewichtung bekommen soll. Dem Himmel wird man meist nur dann
entsprechend Platz im Bild einräumen, wenn sich ein spannendes
Wolkenspiel
am Himmel abzeichnet.
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Die wohl wichtigste Komponente bei der Fotografie ist das Licht und wenn man es auf die Spitze treibt, dann könnte man sogar behaupten, dass man bei der Landschaftsfotografie im Grunde
genommen in erster Linie das Licht fotografiert.
Wenn man dem Licht, so wie ich das tue, so eine hohe Bedeutung zukommen lässt, dann sollte man sich natürlich mit dem Thema näher beschäftigen. Die Lichtstimmungen
sind immer unterschiedlich und hängen von Jahreszeiten, Tageszeiten und Sonneneinwirkungen ab. Auch wenn die Sonne sich mal nicht blicken lässt, so ist das keine Katastrophe
für den Landschaftsfotografen bzw. für das Fotografieren am Meer. Wir müssen nur unsere Motive den Lichtverhältnissen anpassen. Allerdings sollte man auch akzeptieren, dass es im Laufe
des Tages Lichtsituationen gibt, bei denen man die Kamera nicht benutzten sollte. Insbesondere wenn die Sonne an einem wolkenlosen Tag ihre Aufgabe scheinbar am besten löst, so ist man als
Fotograf auf ein sehr kleines Zeitfenster angewiesen, wenn man das schönste Licht nutzen möchte. Erst das Licht modelliert nämlich unsere Motive und sorgt für schöne
Strukturen und verleitet den Bildern eine Dreidimensionalität, die in der harten Nachmittagssonne nicht gegeben ist. Als bestes Zeitfenster zum Fotografieren an wolkenlosen Tagen betrachte ich
den Zeitraum von einer Stunde vor Sonnenaufgang bis ca. eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang und etwa eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang bis ca. 1 Stunde danach. Natürlich ist das nur
ein grobe Zeitorientierung die ich Vorort immer den Gegebenheiten anpassen. Hier spielt die Jahreszeit eine wichtige Rolle, denn im Winter ist das Licht auf Grund der Schräglage unsers Globusses
wesentlich weicher und so kann man den Zeitraum ausdehnen. Auch der Standort spielt eine wichtige Rolle, so zeigt sich das Sonnenlicht beispielsweise in Skandinavien weitaus weniger "hart" als zum Beispiel in
Südeuropa.
Was aber nun machen, wenn keine Sonne am Meer vorhanden ist? Hier würde ich zwei unterschiedliche Situationen unterscheiden. Wenn sich am Himmel Sturmwolken abzeichnen, sollte man in jedem Fall
versuchen gerade die Situation auf dem Bild festzuhalten, denn diese dramatischen Wolkenspiele am Meer sind besonders lohnenswerte Motive. Sollte sich am Meer einmal nur langweiliger, strukturloser
Himmel zeigen, so bieten sich oft Möglichkeiten nach Strandgut wie z.B. Muscheln, Steinen oder Algen zu suchen. In solchen Lichtsituationen kann man auch sehr gut den ganzen Tag
über fotografieren, denn dieses Licht ist dann besonders optimal zum Ablichten von Strandgut.
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Mit starken Kontrasten hat man es bei der Fotografie am Meer sehr häufig zu tun. Selbst wenn man überwiegend die frühen bzw. die späten Stunden des Tages nutzt, wird man es oft
mit Gegenlichtsituationen zu tun haben. Wie bewältigt man nun diesen hohen Kontrastumfang?
Eine gute Möglichkeit bieten hier Grauverlaufsfilter, die es mit unterschiedlichem Wirkungsgrad gibt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Verlaufsfilter die einen
weichen Übergang (Soft) zwischen dem eigefärbten bzw. farblosen Teil des Filters haben und Verlaufsfilter die einen harten (Hard) Übergang zwischen den Schichten besitzen. Bei dem
Filtersystem habe ich mich für die Firma Nisi entschieden, aber andere Filtersysteme (Lee, Cokin, Hitech oder Singh-Ray) funktionieren ähnlich gut. Am Meer verwende ich häufig Grauverlaufsfilter
mit einem harten Übergang, da man bei vielen Fotos eine klare Horizontlinie zwischen Meer und Himmel hat und zwischen Himmel und Meer die Kontraste am größten sind. Bewährt hat sich bei
mir ein Set für Hard- bzw. Soft-Grauverlaufsfilter aus jeweils drei unterschiedlichen Filterstärken. Die Nisi Grauverlaufsfilter die ich nutze haben die Bezeichnung 0.3 ND, 0.6 ND und 0.9 ND.
Die Bezeichnung drückt den Wirkungsgrad aus und bedeutet, dass die Filter zwischen 1 bis 3 Blenden die Belichtung reduzieren. Mit dem passenden Filterhalter lassen sich die Filter auch kombinieren
um andere Wirkungsgrade zu erzielen.
Eine weiter Möglichkeit gegen die hohen Kontraste etwas zu tun, bietet HDRI (High Dynamic Range Image). Bei der HDR-Aufnahme werden Belichtungsreihen gemacht und anschließend werden die Einzelaufnahmen
am PC verrechnet. Ich persönlich bevorzuge Filter während der Aufnahme, da ich lieber mehr Zeit draußen Vorort verbringe, als die Zeit später am PC einsetzten zu müssen.
Ein Problem bei HDR sind die Bewegungen des Motivs während der Aufnahme. Am Meer hat man durch Wind und Wasser immer Bewegungen und hier ist es schwierig das Resultat der HDR-Aufnahme zu steuern,
wenn man nicht gerade ein HDRI aus nur einem Foto erzeugt. Moderne HDR-Software kann diese sogenannten Geisterbilder zwar recht gut herausrechnen, aber wirklich perfekt funktioniert das, meiner Meinung
nach, auch nicht. Bewegungsunschärfe von Wasser lässt sich allerdings auch gut in die Bildgestaltung einbauen. Wenn man die Bewegungsunschärfe im Bild haben möchte, empfehle ich eine
Serie mit unterschiedlichen Belichtungszeiten, da man später am PC die Resultate immer besser beurteilen kann, als auf einem relativ kleinen Kamera-Display.
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Ich empfehle ja bei fast allen Aufnahmen ein stabiles Stativ zu verwenden und so ist es nicht verwunderlich, dass ich auch beim Fotografieren am Meer auf dieses Utensil nicht verzichten möchte.
Die Lichtverhältnisse machen längere Belichtungszeiten fast immer unabdingbar, denn wie erwähnt sind die besten Resultate bei aufgehender bzw. untergehender Sonne zu erzielen.
Bei der Brennweite sind Weitwinkel- und mittlere Teleobjektive die beste Wahl, aber auch ein Makroobjektiv sollte dabei sein. Um die Kontraste in den Griff zu bekommen, benötigt man Verlaufsfilter
und wenn man mit der Bewegungsunschärfe des Wassers experimentieren möchte, so empfehlen sich ein oder zwei Graufilter mit unterschiedlicher Intensität. Ich persönlich verwende einen
Graufilter ND 1,8 (-6 Blendenstufen) und einen Graufilter ND 3,0 (-10 Blendenstufen) für diese Zwecke.
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Stand: April 2013, (Verfasser: Olaf Jürgens)
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