- Was sind Polarlichter?
- Die richtige Vorgehensweise
- Die Bildgestaltung
- Lichtquellen, Fluch oder Segen?
- Panoramafotografie mit Polarlicht
- Wann und wo gibt es Polarlichter?
- Die Ausrüstung
- Ein Tipp zum Schluss
Bevor ich ein paar kurze Worte über die Entstehung von Polarlichtern verliere, möchte ich darauf hinweisen, dass dies keine wissenschaftlich fundierte Abhandlung ist,
sondern hier soll nur ein grober Überblick über das Phänomen der Polarlichter vermittelt werden. Des Weiteren bin ich auch kein Experte von Nachtfotografie, da ich die
Nachtfotografie an sich nicht so aufregend finde und daher nicht sehr häufig praktiziere. Anders beurteile ich das bei der nächtlichen Fotografie von Polarlichtern, denn dies ist
ein absolut faszinierendes Naturschauspiel welches unheimlich Spaß mach zu fotografieren. Da ich selber im Internet nur sehr wenig über Polarlichtfotografie gefunden habe, hielte
ich es für sinnvoll diese Lücke mit meinem Bericht etwas zu schließen.
Polarlicht wird auch als Nordlicht (Aurora borealis) bzw. Südlicht (Aurora australis) bezeichnet und wird hervorgerufen durch Sonnenaktivitäten. Die Sonne
strahlt neben Wärme und Licht auch elektrisch geladenen Teilchen aus. Diese sogenannten Sonnenwinde treffen mit ihren geladenen Teilchen auf die Erdatmosphäre und werden dann
von dem Erdmagnetfeld eingefangen und Richtung Nord- bzw. Südpol abgelenkt. Stoßen die elektrisch geladenen Teilchen mit Luftteilchen zusammen, kommt es zu der Leuchterscheinung
am Himmel. Die durch die Sonnenaktivitäten ausgestoßenen Sonnenwinde sind ca. 1-2 Tage im Weltraum unterwegs bevor sie auf die Erde treffen und so lassen sich einige Zeit vorher
ungefähre Aussagen über die bevorstehenden Polarlichter treffen.
Bezüglich der Stärke und Häufigkeit bei der Schwankung von Sonnenaktivitäten findet man häufig den Hinweis, dass sich diese Aktivitäten in einem 11-Jahreszyklus bewegen.
Der letzte Höhepunkt der Aktivitäten war im Jahr 2010 und ebbte danach wieder ab. In der wissenschaftlichen Literatur wird aber auch darauf hingewiesen, dass der elfjährige Zyklus
ein Mittelwert ist und Schwankungen von 9 bis 14 Jahren vorkommen können. In den Jahren mit den größten Sonnenaktivitäten dreht sich jeweils das Magnetfeld der Sonne um
und in dieser Zeit sind demnach auch die Polarlichter im Schnitt am stärksten.
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Das Fotografieren von Polarlichtern ist im Grunde genommen recht einfach, wenn man dazu ein paar Dinge beachtet. Grundsätzlich eignen sich Kameras mit größeren Sensoren
etwas besser als Kameras mit kleineren Sensoren, da diese Kameras bei höheren ISO-Werten weniger zum Bild-Rauschen neigen. Moderne Kameras mit Crop-Sensoren sind
mittlerweile allerdings auch so gut, dass man diese Kameras ebenso gut für die Polarlichtfotografie verwenden kann. Neben der Kamera werden noch ein Stativ, ein Fernauslöser und ein
möglichst lichtstarkes Weitwinkel benötigt. Die Kamera sollte bezüglich Blende, Belichtungszeit, ISO-Wert und Fokussierung manuell bedient werden können, da dieses
für die besten Resultate unabdingbar ist!
Polarlichter sieht und fotografiert man logischerweise nachts und daraus resultiert ein kleines Problem, denn die Belichtungszeit lässt sich nicht unendlich
lange ausdehnen. Wer zu lange belichtet wird schnell feststellen, dass die Sterne auf dem Foto zu Strichen werden und dies ist in der Regel nicht gewollt. Der Grund für die
strichförmige Darstellung liegt in der Erdrotation, da sich unsere Erde während der Aufnahme weiterbewegt, werden die Sterne als Strich dargestellt. Neben den Sternen
ist aber auch die Bewegung der Polarlichter ein Grund die Belichtung nicht zu lange auszudehnen, denn ansonsten besteht die Gefahr, dass hinterher überhaupt keine Strukturen der Polarlichter
mehr auf dem Fotos zu erkennen sind und stattdessen der Himmel ziemlich flächendeckend grün abgebildet wird.
Wie lange soll man nun belichten? Einen exakten Wert für die Belichtungszeit kann und will ich hier nicht nennen, denn die maximale Belichtung hängt auch von der Brennweite, den
Bewegungen der Polarlichter und letztendlich der Himmelsrichtung ab. Letztendlich ist die Belichtungszeit bei der Nachtfotografie immer ein Kompromiss, denn wählt man eine kürzere Belichtungszeit,
muss man zwangsläufig den ISO-Wert nach oben anpassen und das erhöht die Gefahr von Bildrauschen. So als groben Anhaltspunkt setze ich mir bei der Belichtung eine Marke von
ca. 10-15 Sekunden, alles was darüber hinausgeht, kann in Bezug auf Abbildung der Sterne und Bewegung der Polarlichter kritisch werden. Wie ich schon erwähnte, sollte die Kamera manuell
bedient werden und so würde ich die Belichtungszeit vorwählen, die größte Blende (kleinste Blendenzahl) am Objektiv einstellen und den ISO-Wert so anpassen, dass die
Belichtung der Aufnahme am Ende passt. Das Ergebnis lässt sich am Kameramonitor (Histogramm) dann beurteilen und gegebenenfalls korrigieren. Dabei ist darauf zu achten ob die Sterne schon Striche bilden.
In der Regel sollte dies bei weniger als 10 Sekunden nicht der Fall sein und man kann probieren die Belichtungszeit etwas zu verlängern um im Gegenzug die ISO-Werte zu reduzieren. Bei zu hohen
ISO-Werten kommt es schnell zu unerwünschten Bildrauschens, aber auch bei der Wahl der ISO-Einstellung kann ich keinen bestimmten Wert nennen, da das Umgebungslicht und die Intensität
der Polarlichter sehr unterschiedlich ausfallen. Bei vorhandenem Mondlicht können schon ISO-Werte von 400 ausreichend sein, während bei finsterer Nacht ISO-Werte von 6400 und höher
keine Seltenheit sind.
So wie die Belichtung sollte auch das Fokussieren manuellen geschehen, denn ein Autofokus hat in dunkler Nacht kaum eine Chance sein Ziel zu treffen. Der Fokus sollte auf "Unendlich" gestellt werden,
da bei den meisten Objektiven der Fokusring aber über die Unendlich-Einstellung hinausgeht, reicht es nicht aus den Fokusring auf den Endanschlag zu stellen. Ich gehe beim Fokussieren
folgendermaßen vor: Zunächst suche ich mir per Liveview einen Stern am Horizont und stelle dann die Liveview-Ansicht auf 100%, so das ich den Stern möglichst groß am Monitor sehe.
Anschließend drehe ich solange am Fokusring bis der Stern am kleinsten erscheint, denn dann habe ich den Fokus genau auf den Stern gestellt. Eine Alternative wäre es, wenn man bei Tageslicht
auf ein Objekt am Horizont fokussiert und sich dann eine Markierung auf dem Objektiv macht um dann nachts diese Einstellung am Objektiv vornehmen zu können. Ich halte allerdings die
Vorgehensweise mit dem Liveview für besser, da diese Einstellung in der Regel präziser ist.
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Auch wenn die Polarlichter als Motiv schon sehr spektakulär und faszinierend sind, so bin ich dennoch der Meinung, dass man auch bei der Fotografie von Polarlichtern sehr auf die
Bildgestaltung achten sollte.
Wer nur die grünen oder auch rötlichen Lichter am Himmel abbildet und der Umgebung keine Aufmerksamkeit schenkt, verschenkt viel Potential bei der Fotografie von den Polarlichtern.
Ich empfehle grundsätzlich schon tagsüber die Umgebung auf geeignete Standorte abzusuchen. Auch wenn man nie genau weiß wo sich die Polarlichter am Ende zeigen werden, ist es sinnvoll
die Örtlichkeiten gut zu kennen, denn nachts ist die Orientierung logischerweise sehr stark eingeschränkt. Ein Großteil des Bildes wird meistens der Himmel einnehmen und auch wenn
man sich kein festes Regelwerk aufzwingen lassen sollte, ist es sinnvoll mindestens 2/3 des Bildes für den Himmel zu reservieren. Für die restliche Gestaltung des Bildes hat man häufig
das Problem, dass Landschaftsabschnitte im Vorder- oder Hintergrund zu dunkel dargestellt werden, da die Kontraste im Vergleich zum Himmel zu groß ausfallen. Wer Glück hat bekommt zusätzlich
zu den Polarlichtern noch Mondlicht serviert (siehe Bild rechts). Mit dem Mondlicht bekommt man zwar weniger Sterne abgebildet, aber das zusätzliche Licht sorgt für eine schöne Ausleuchtung
der übrigen Landschaft. Eine weitere Alternative zum Umgebungslicht wäre, wenn man z.B. ein beleuchtetes Haus, eine befahrene Straße, eine Ortschaft oder einen Leuchtturm mit ins Bild
einbezieht. Schnee bedeckte Bergen bieten sich ebenso an, da der weiße Schnee das Licht von den Polarlichtern gut reflektiert und so für eine harmonischere Ausleuchtung sorgt.
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Neben dem Polarlicht kann man es mit unterschiedlichen zusätzlichen Lichtquellen zu tun haben. Während das Mondlicht in der Regel eine
sehr sanfte Lichtquelle erzeugt, die die Umgebung etwas ausleuchtet, sieht dies mit künstlichen Lichtquellen schon wieder ganz anders aus. Eine künstliche Lichtquelle wird
in der Regel bei der Langzeitbelichtung dazu führen, dass dieses Kunstlicht hoffnungslos bei der Aufnahme überstrahlt wird. Richtig etwas dagegen machen kann man
eigentlich nicht aber bei der Bildgestaltung sollten die künstlichen Lichtquellen berücksichtigt werden, damit die Überstrahlungen nicht zu dominant werden.
Anders sieht es aus, wenn man direkten Einfluss auf die Lichtquelle hat. Dann sollte man dafür sorgen, dass das Licht möglichst schwach oder indirekt im
Bild erscheint. Wenn z.B. die eigene beleuchtete Hütte aufs Bild soll, dann kann man selber für eine sehr schwache Lichtquelle in der Hütte sorgen und die Langzeitbelichtung
sorgt dann für eine schöne Ausleuchtung in der Hütte. Bei dem Bildbeispiel mit dem vorbeifahrenden Auto habe ich gewartet bis kein Gegenverkehr kommt und
so dafür gesorgt, dass kein Scheinwerferlicht direkt in das Objektiv strahlt.
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Die Panoramafotografie von Polarlicht ist eine besondere Herausforderung. die Schwierigkeit besteht darin, dass sich die Polarlichter mehr oder weniger
schnell bewegen und das bereitet dann Probleme beim späteren Zusammensetzten der Einzelbilder zum Panorama. Bei der Aufnahme der Einzelbilder sollte daher die Verschlusszeit
möglichst kurz sein und selbst dann funktioniert es nur einigermaßen gut, wenn sich die Polarlichter nicht zu stark bewegen. Ich würde auch nicht mehr als drei bis maximal vier Einzelbilder pro
Panorama anfertigen, denn je mehr Zeit für das gesammte Panorama benötigt wird, desto stärker verschiebt sich während der Aufnahmen das Polarlicht am Himmel.
Häufig wird man bei der nachträglichen Bearbeitung des Panoramas aber dennoch ein wenig in der Bildbearbeitung nacharbeiten müssen, damit keine sichtbaren Abrisskanten von dem Schweif der Aurora stören.
Als Objektiv verwende ich ein Superweitwinkel (14mm) und montiere die Kamera im Hochformat auf das Stativ. Bei der Montage der Kamera sollte man darauf achten, dass das Stativ sehr exakt ausgerichtet
ist, damit beim Schwenk für die Einzelaufnahmen der Horizont möglichst gerade bleibt.
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Wie Anfangs schon beschrieben treten die Polarlichter am stärksten im Bereich des Nord- und Südpol auf. In Deutschland kann man Polarlichter nur äußerst selten beobachten
und wenn dann meist auch nur in der Zeit des Sonnenfleckenzyklus-Maximums. Das Erscheinen und die Häufigkeit der Polarlichter werden durch den elfjährigen Sonnenfleckenzyklus bestimmt den
die Sonne durchläuft. Das Maximum vom Sonnenfleckenzyklus war zuletzt im Jahr 2012 und nimmt jetzt wieder ab.
Auf der nördlichen Halbkugel lassen sich die Polarlichter am besten nördlich vom Polarkreis beobachten und so bietet sich beispielsweise Nordskandinavien, Island
oder Grönland in Europa sehr gut an. Die Polarlichter haben nicht nur unterschiedliche Farben (auf der Nordhalbkugel dominieren grüne Farben), sondern auch eine unterschiedliche
Intensität. Häufig sind Nordlichter nur sehr schwach ausgeprägt und erst durch die lange Belichtung kommen sie auf den Bildern voll zu Geltung. Bei allen meinen Fotos von
Polarlichtern habe ich nachträglich weder etwas an den Farben verändert noch an der Farbintensität. Ist die Intensität der Polarlichter mal nicht so groß, muss man den
Himmel ziemlich genau beobachten um sie zu entdecken. Polarlichter beobachtet man am besten in den Wintermonaten, wenn die Nächte besonders lang sind. Zu welchen Zeiten und ob man die
Polarlichter überhaupt nachts am Himmel entdecken kann, lässt sich nicht so genau voraussagen. In jedem Fall sollte der Himmel möglichst wolkenfrei sein um das Naturschauspiel
sehen zu können. Und auch wenn es in der Regel sehr kalt ist, sollte man nicht der Versuchung unterliegen die Polarlichter aus der warmen Ferienhütte am Himmel zu suchen. Zum einem
kann man aus dem Haus heraus nicht den gesamten Himmel beobachten und zum anderen stört die Innenbeleuchtung des Hauses erheblich beim Auffinden der Polarlichter. Um eine gewissen Vorhersage
auf Polarlicht zu haben, fand ich folgende Website vom Geophysical Institute sehr
hilfreich:
http://www.gi.alaska.edu.
Die Polarlichter können in den unterschiedlichsten Formen und Richtungen erscheinen, wobei sich in Richtung Norden meistens die größten Aktivitäten zeigen. Auch die Dauer der
Polarlichter ist sehr unterschiedlich. Polarlichter können nur wenigen Minuten oder aber auch mal eine halbe Stunde am Himmel zu sehen sein.
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Neben der Kamera sollte ein möglichst lichtstarkes Weitwinkel mit von der Partie sein. In der Regel sollte das Objektiv aver eine Mindestlichtstärke von 2.8 besitzen. Es gibt zwar mittlerweile
auch Weitwinkel bzw. Superweitwinkel mit größeren Lichtstärken als 2.8 aber diese Objektive besitzen in der Regel bei Offenblende einen Koma Abbildungsfehler, was zur Folge hat, dass die Sterne
nicht mehr rund sondern (in der Regel in den Ecken) mit einem Schweif dargestellt werden. Natürlich benötigt man auch ein Stativ, Ersatz-Akkus und auch ein Fernauslöser ist
hilfreich. Auf eine Sucherabdeckung würde ich ebenso nicht verzichten, da die Gefahr besteht, dass bei den langen Belichtungszeiten Streulicht in den Sucher eindringt. Eine Kopflampe ist
sehr zu empfehlen, am besten eine die auch rotes Licht ausstrahlt, da sich die Augen bei zu hellem Fremdlicht wieder stark umgewöhnen müssen, wenn es nach dem Ausschalten der Kopflampe
wieder an die Suche nach Polarlichtern geht.
Die Temperaturen im Winter können in den angestrebten Regionen schon einmal zweistellige Minusgerade erreichen und so sollte selbstverständlich auch die Kleidung ausgelegt sein, damit man
Draußen ungetrübt mehrere Stunden in der Nacht aushält.
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Ein Tipp für die Leute, die das erste Mal Polarlichter fotografieren und auch sonst bisher wenig mit Nachtfotografie zu tun hatten: Ich empfehle vor Antritt der Reise zunächst
einmal am heimischen Sternenhimmel zu üben. Man bekommt schnell ein Gefühl für die passenden Belichtungszeiten und das Fokussieren auf die Sterne. Anschließend kann man mit
der antrainierten Routine das Fotografieren von Polarlichteren viel entspannter angehen.
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Verfasst: März 2014, (Verfasser: Olaf Jürgens)
Aktualisiert: März 2018
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