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Naturfotografie im Wald

  1. Das Chaos im Wald
  2. Die Bildgestaltung
  3. Sonnensterne im Wald
  4. Pilze im Wald
  5. Das Wetter und die Jahreszeiten
  6. Die Ausrüstung

Das Chaos im Wald

Das Fotografieren im Wald zählt sicherlich zu den schwierigsten Herausforderungen in der Naturfotografie, aber wieso ist das eigentlich so? Eine Schwierigkeit besteht aus den Lichtverhältnissen die wir im Wald vorfinden. Das Licht im Wald ist in der Regel so gering, dass man bei den Aufnahmen sehr lange belichten muss, aber dafür gibt es ja eine einfache Lösung, nämlich die Verwendung eines Stativs. Ein anderes Problem ist der häufig sehr hohe Kontrast, der jeden Sensor "in die Knie zwingt". Für die Kontrastbewältigung habe ich jetzt keine so einfache Lösung, deshalb lautet mein Ratschlag in diesem Falle, es dürfen auch mal Lichter "ausfressen" bzw. Tiefen "absaufen", es kommt allerdings darauf an, dass die Bildbereiche mit der Hauptaussage des Motivs richtig belichtet werden. Es gibt aber dennoch einige Möglichkeiten wie man den Kontrast im Wald gering hält, aber dazu später mehr.

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Die eigentliche Herausforderung liegt allerdings in der Bildgestaltung. Wenn wir mit den bloßen Augen die Motive im Wald betrachten, dann werden die Ergebnisse von den tatsächlich gemachten Aufnahmen deutlich abweichen und zwar so stark wie nirgendwo anders in der Naturfotografie! Woher kommt das nun? Unsere Augen, oder besser gesagt unsere Gehirn strukturiert das Gesehene automatisch, wozu die Kamera natürlich nicht in der Lage ist. Die Ausbelichtung wird in der Regel auch nicht den tatsächlichen Maßstab wiedergeben und muss sich zusätzlich auf die zweidimensionale Darstellung beschränken. Natürlich fehlen auch Geräusche und Gerüche die der Fotograf bei der Aufnahme wahrgenommen hat und die dem späteren Betrachter der Aufnahme komplett fehlen.
OK, was ist nun zu tun? Zum ersten sollte man sich bei der Aufnahme die erwähnten Dinge stets vergegenwärtigen! Das Chaos im Sucher bekommt man nur dann in Griff, wenn man sich bei der Bildgestaltung die größte Mühe gibt und das bedeutet, dass man das Motiv akribisch bis in alle Ecken gestaltet. Je mehr Zeit man sich dabei lässt, umso näher kommt man dem Ziel. Wer jetzt ein Patentrezept von mir erwartet, den muss ich leider enttäuschen, denn die Waldfotografie hat viele Facetten. Als Motiv können z.B. ein ganzer Wald, ein einzelner Baum oder auch kleine Details dienen und die Gestaltung ist natürlich davon stark abhängig. Ich möchte dennoch versuchen ein paar Möglichkeiten der besseren Gestaltung im nächsten Abschnitt aufzuzeigen.
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Die Bildgestaltung

Mit Hilfe der Bildgestaltung lässt sich das Chaos im Sucher ein ganzes Stück verkleinern. Die Aufgabe lautet also Ordnung ins Bild zu bringen.

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Eine Möglichkeit zu einer "aufgeräumten" Waldaufnahme zu kommen besteht darin, dass man mit großer Blendeöffnung arbeitet und damit die Schärfentiefe entsprechend eingrenzt. Dazu eignen sich lichtstarke Telebrennweiten am besten. Da man im Wald selten unbegrenzt freien Platz vor dem Hauptmotiv vorfindet, verwende ich hier am liebsten lichtstarke Zoomobjektive um möglichst flexibel zu bleiben. Der Nachteil von Zoomobjektiven ist allerdings, dass sie oft höchstens eine Lichtstärke von Blende 2.8 bieten und man manchmal mit einer noch lichtstärkeren Festbrennweite bessere Resultate erzielt. Detailansichten sind ebenfalls eine gute Möglichkeit dem Betrachter der Waldfotos eine strukturierte Aufnahme zu präsentieren, ohne dass das Auge beim Betrachten ständig einen Ruhepunkt im Foto sucht.
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Der wichtigste Punkt um "Ordnung" zu schaffen ist für mich allerdings ein strukturierter Bildaufbau. Hier gilt es dem Betrachter des späteren Bildes einen Bildaufbau zu präsentieren indem sofort klar ist, wo sich das eigentliche Hauptmotiv im Bild befindet. Dies sollte eigentlich bei jedem Foto oberstes Ziel sein, aber bei Waldfotos ist dieses Gebot noch einmal eine Spur wichtiger, damit der Betrachter sich im Bild schnell orientieren kann.
Um nun diese Struktur im Bild aufzubauen sollte man sich bei der Bildgestaltung über Vorder- und Hintergrund im Klaren sein. Eine gutes Hilfsmitteln sind auch Linien, die zum Hauptmotiv führen, denn so schafft man die Räumlichkeit in der Zweidimensionalität. Solche Linien können z.B. Waldwege, Bachläufe oder aber auch Baumreihen sein.
Es lohnt sich auch einfach einmal eine andere Perspektive zu probieren. Also zum Beispiel aus der Froschperspektive in die Baumkronen zu fotografieren.
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Sonnensterne im Wald

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Bei Sonnenschein im Wald zu fotografieren ist in der Regel unvorteilhaft, da durch die Sonne die Kontraste im Wald meist sehr hart sind. Allerdings kann die Sonne im Wald auch zum eigentlichen Motiv werden und im Gegenlicht lassen sich sehr schöne Waldfotos erstellen. Voraussetzung für solche Aufnahmen ist dafür eine tiefstehende Sonne die man kurz nach Sonnenaufgang bzw. vor Sonnenuntergang antreffen wird.

Besonders beliebt sind bei Gegenlichtaufnahmen Sonnensterne oder besser gesagt Blendensterne. Ein Blendenstern entsteht durch die Lichtkrümmung an den Ecken einer Blende. Wie der Blendenstern auf dem Foto am Ende aussieht ist also maßgeblich von dem Objektiv abhängig. Ich verwende gerne eine 20mm Festbrennweite mit 7 Blendenlamellen, die dann 14 Blendenstrahlen erzeugen. Allerdings kann man schöne Blendensterne mittlerweile auch mit Zooms gut erzeugen. Hier empfehle ich einfach einmal einen Vergleichstest mit vorhandenen Objektiven, denn nicht nur die Anzahl der Lamellen hat ein Einfluss auf das Ergebnis, sondern auch ob die Lamellen eckig, gerundet oder ganz rund sind. Trifft letzteres zu, dann gibt es gar keine Lamellenkanten und damit leider auch keinen Blendenstern
Ist das richtige Objektiv gefunden ist es wichtig die Blende zu schließen, denn bei offener Blende kann kein Sonnenstern entstehen. Ich verwende meistens Blenden zwischen 11 und 16 aber auch hier gilt der eigene Geschmack und das selber ausprobieren. Je mehr die Blende geschlossen wird, umso länger werden die Sonnenstrahlen. Bei Blenden kleiner als 16 (also bei größere Blendezahl) hat man allerdings schon deutlich mit der Beugungsunschärfe zu tun und darunter leidet die Bildqualität sichtbar.
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Pilze im Wald

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Im Herbst sprießen die Pilze aus dem Boden und bieten schöne Fotomotive. Für mich gibt es zwei Arten der Pilzfotografie, entweder ich fotografiere den Pilz mit einem Makroobjektiv und stelle den Piz durch die geringe Schärfentiefe frei oder ich setzte ein Weitwinkel ein um möglichst viel von der Umgebung mit auf dem Bild zu bekommen. In beiden Fällen suche ich die Bodenperspektive und da Pilze bekanntlich nicht besonders groß sind, kommt man mit einem Stativ meist nicht in die gewünschte Bodennähe. Daher verwende ich meist einen ganz flachen Bohnensack und stelle die Kamera direkt darauf.
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Insbesondere bei dem Einsatz eines Makros verwende ich bei dem Fotografieren von Pilzen häufig ein sogenanntes Fokus-Stacking. Beim Fokus-Stacking nehme ich eine Reihe von Bildern auf und verlagere dabei den Fokuspunkt bei jeder einzelnen Aufnahme. In der Nachbearbeitung werden die Bilder dann zu einem Foto zusammengesetzt und somit erreiche ich eine große Schärfentiefe. Was recht aufwendig klingt ist mittlerweile sehr einfach in der Praxis. Die Fokusverschiebung während der Aufnahmen machen viele Kameras mittlerweile automatisch und das Zusammensetzten der Aufnahmen zu einer Einzelaufnahme ist durch den Einsatz von Stacking-Software auch sehr schnell umgesetzt.

Ein Problem welches recht häufig bei der Pilzfotografie auftritt, ist das fehlende Licht unter dem Hut von dem Pilz. Um etwas Licht an die Unterseite des Hutes zu bekommen, verwende ich einen kleinen Reflektor und lenke das natürliche Licht an die Unterseite des Pilzes. Einen Blitz verwende ich nie bei der Fotografie aber eine kleine Taschenlampe, die den Reflektor zusätzlich anstrahlt ist auch sehr hilfreich oder ich verwende einen kleinen Diffusor um die Pilze abzuschatten, falls das Sonnenlicht zu kräftig auf den Pilz strahlt.
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Das Wetter und die Jahreszeiten

Zu den unterschiedlichen Jahreszeiten gibt es eigentlich nur zu so viel zu sagen, dass sich das Fotografieren im Wald zu alle Jahreszeiten lohnt. Allerdings gefällt mir der Herbst von allen Jahreszeiten am liebsten, denn nirgend wann anders ist die Farbenbracht so groß wie in dieser Zeit. Der beste Zeitraum im Herbst ist allerdings meist auf 1-2 Wochen beschränkt, denn schnell fallen die bunten Blätter herunter, wenn erst einmal die Herbststürme übers Land fegen.

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Das beste Wetter für Waldfotografie, was ist das eigentlich? Einige Naturfotografen sind der Meinung, dass insbesondere Regenwetter zum Fotografieren im Wald am besten geeignet ist. Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, denn bei Regenwetter fallen die Kontraste gering aus und die Farben kommen besonders kräftig zur Wirkung. Hier empfehle ich allerdings einen Polfilter möglichst bei allen Aufnahmen zu verwenden, denn nasse Blätter reflektieren das Licht ziemlich stark und dies ist in der Regel unvorteilhaft. Diese Reflexionen lassen sich mit dem Polfilter recht gut in den Griff bekommen.
Das Fotografieren im Wald lohnt sich meiner Meinung auch bei Sonnenschein, denn hier lassen sich sehr schöne Stimmungen im Gegenlicht produzieren. Allerdings würde ich hier nur die frühen Morgen- bzw. Abendstunden im Wald nutzen, denn ansonsten steht die Sonne viel zu hoch und das Licht ist dann zu kräftig. Eine ganz besonders interessante Wetterlage im Wald ist der Nebel , denn er verleitet dem Bild etwas Mystisches. Der Nebel hilft uns auch gleichzeitig dabei den Hintergrund noch stärker zu separieren und damit den Bildaufbau besser zu strukturieren.
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Die Ausrüstung

Das wichtigste Utensil beim Fotografieren im Wald ist ein stabiles Stativ, denn die Lichtverhältnisse machen längere Belichtungszeiten unabdingbar, wenn man nicht mit sehr hohen ISO-Werten arbeiten möchte. An Brennweiten würde ich Objektive vom Weitwinkel bis zum mittleren Teleobjektiv in die Fototasche packen, aber auch ein Makroobjektiv sollte natürlich nicht fehlen. Besonders wichtig finde ich auch die Mitnahme eines Polfilters, damit man Reflexionen eindämmen kann oder aber auch die Farben mit dem Filter im Wald betonen kann.
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Verfasst: Dezember 2013, (Verfasser: Olaf Jürgens)
Aktualisiert: November 2020

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